Treppentrauma

Veröffentlicht am 11. September 2021 um 17:03

Man kommt immer weiter, als man denkt.

Mir graut vor der Aktivität, die wir für den heutigen Samstag geplant haben: Eine Wanderung auf den 448 m hohen Gipfel des „Reinebringen“. Dafür muss man ungefähr 1.500 Stufen überwinden, die an einem steilen Abhang entlang führen. Die Wanderung ist die anspruchsvollste, die ich je gemacht habe und ich bin sehr gespannt, ob ich das schaffen werde. Zugegebenermaßen, ich habe ein bisschen Angst davor.

Wir fahren erstmal an den Beginn des Wanderweges und schauen uns die Parksituation an, denn dort gibt es nur wenige Parkplätze, die schnell voll sind. Sonst müssen wir am Hafen von „Reine“ parken und nochmal knapp 2 km mehr laufen.

Am Morgen sind die Parkplätze schon alle belegt, also machen wir zuerst einen kleinen Abstecher nach „Å i Lofoten“. Das ist die Stadt, die ganz hinten auf den Lofoten liegt. Dort frühstücken wir erstmal ausgiebig und stimmen uns anschließend mit einem kleinen Spaziergang auf die Wanderung ein. Der Ort ist richtig schön...

Seht, was für ein fantastischer Ausblick!

Danach probieren wir nochmal unser Glück am Reinebringen. Die Parkplätze sind natürlich nach wie vor belegt, also müssen wir wohl oder übel ein bisschen mehr laufen. Aber gut, wenn ich die 1.500 Stufen schaffen sollte, dann auch das! Wir wappnen uns und machen uns auf den Weg, da wollen wir jetzt also hoch!

Ein erster Blick nach oben verrät, die Wanderung wird nicht leicht. Fast senkrecht schlängeln sich die Steintreppen serpentinenförmig hinauf und man kann kleine bunte Punkte erkennen, wo andere Wanderer unterwegs sind. Na dann, stapfen wir mal los!

Das schlimmste sind für mich die hohen Stufen, auf die man sich mit über 90° gebeugtem Bein drücken muss. Immer wieder und noch einmal. Es sind viele Menschen unterwegs, aber die meisten sind sehr rücksichtsvoll und rennen mich nicht über den Haufen, wenn ich mal wieder stehen bleibe (bis auf einen Trailrunner, der mit lauter Musik die Treppen hinunter sprintet). Der Weg nach oben ist schon ein Abenteuer und man hat eine krasse Aussicht auf das Meer, die ich bei jeder kleinen Pause genieße.

Irgendwann hören die Treppen auf und es geht durch ein kleines Birkenwäldchen, wo der Boden aber voller Matsch und extrem rutschig ist. Obwohl die Sonne heute ordentlich knallt, hat der Boden keine Chance zu trocknen, denn es laufen einfach zu viele Menschen hier lang.

Nach dem Waldstück folgen wieder Treppen. Es wird ernst, die Bergwand wird immer steiler und die Stufen immer höher. Nach 1.773 Stufen, die ich zähle, endet die Treppe, aber wir sind immer noch nicht ganz oben.

Jetzt kommt der anspruchsvollste Teil, das letzte Stück müssen wir an der rutschigen Felswand hinauf klettern. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir die Stufen nochmal zurück wünschen werde… Allerdings denke ich zu keinem Zeitpunkt daran aufzugeben und weiß, irgendwann werde ich oben sein!

Und dann, irgendwann, mit viel Geduld und Kraft: Wir haben es geschafft!

Der Ausblick ist super krass und ich bin wahnsinnig stolz auf mich, dass ich den Berg erklommen habe und dabei überhaupt nicht wütend geworden bin. Der Abstieg ist für meinen Körper nochmal schlimmer, geht dafür aber deutlich schneller. Meine Waden verhärten und meine Beine werden zu Spaghetti, sodass ich unten angekommen kaum noch normal geradeaus laufen kann. Aber gut, die 2 km bis zum Parkplatz packen wir jetzt auch noch irgendwie.

Am Hafen darf man leider nicht übernachten, also brauchen wir auch noch einen Platz für die Nacht. Olli ist zum Glück etwas fitter als ich und fährt uns noch ein Stück weiter zu einer Parkbucht, die zwar direkt an der Hauptstraße ist, von der wir aber eine schöne Aussicht aufs Meer haben. Dort treffen wir noch auf einige weitere Camper, die auch auf den Reinebringen gewandert sind oder sich diesem noch annehmen wollen.

Jetzt wird aber erstmal geduscht und die Beine hochgelegt!

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