Kroatien Teil 5
Wenn man Kroatien komplett durchqueren will, muss man einen kleinen Teil durch Bosnien Herzegowina fahren. Die Straße an der Küste führt etwa 7 km durch das Nachbarland, welches wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht besuchen wollen, denn unser nächstes großes Ziel ist immer noch Griechenland.
Am Dienstag morgen entleeren wir noch ganz entspannt unsere Tanks und füllen Wasser auf dem Campingplatz auf. Bis zum ersten Grenzposten ist es auch gar nicht so weit, wir halten wir nochmal, um die schöne Aussicht zu genießen. So lange werden die Überfahrten schon nicht dauern, denken wir uns. Was soll auf den 7 km schon groß passieren?
Wir kommen zur Grenze, fahren zum Schalter und geben unsere Pässe raus. Gleich kommt eine Beamtin nach draußen und gibt uns ein Zeichen, dass wir rechts ranfahren sollen. Na toll. Wir fahren also auf den rechten Fahrstreifen, stellen den Motor ab und steigen aus.
Zuerst sollen wir unsere Taschen leeren. Ich habe natürlich mein Handy, ein Feuerzeug und meine Zigaretten darin. Wer mich kennt weiß, dass ich meine Zigaretten gern vordrehe und zwar mit langem Papier. Sie sehen also, ich kann und will es nicht leugnen, aus wie Joints.
Da ich ja nichts zu befürchten habe, biete ich der Beamtin gleich an, dass sie eine Zigarette öffnen kann. Sie hält sich erstmal eine direkt unter die Nase und nimmt einen tiefen Atemzug. Ganz schön mutig, finde ich, denn es könnte ja sonst was darin sein. Logischerweise werden wir gleich darauf gefragt, ob wir Marihuana oder CBD dabei haben. Da sie CBD extra erwähnt bejahe ich, denn das ist ja legal und auch hier habe ich nach meinem Wissensstand nichts zu befürchten. Ich händige also meine Box mit den Vorräten aus und die Beamtin fragt eindringlich weiter, ob das auch wirklich alles ist. Sie habe nämlich auch Hunde, die sie holen könne. Für die Situation erstaunlich entspannt entgegne ich, dass sie die Hunde ruhig holen kann, denn ich habe ihr alles gegeben und es ist ja sowieso nur legales CBD.
Die Beamtin geht mit meiner Box weg und eine Kollegin beginnt unseren Van zu durchsuchen. Ich soll in der Zwischenzeit nach der Rechnung suchen. Die Kollegin riecht an jedem Gewürzglas und das alles ohne Maske oder Handschuhe. Ich finde das schon irgendwie etwas fahrlässig, gerade in Zeiten von Corona, aber gut, still suche ich weiter nach der Rechnung auf meinem Handy.
Es dauert einige Zeit, bis die Beamtin wiederkommt. Ohne etwas zu sagen hilft sie ihrer Kollegin bei der Durchsuchung unseres Vans. Olli und ich stehen beide draußen vor der Tür und sehen zu, wie die beiden ziemlich rabiat alles aus den Schränken ziehen und wieder hinein stopfen. Wir bleiben ruhig, denn was bleibt uns auch anderes übrig? Ich suche immer noch nach der Rechnung oder wenigstens der Transaktion in meinem Online Banking, finde aber nichts mehr. Ich frage vorsichtig nach, ob es ein großes Problem wäre, wenn ich die Rechnung nicht mehr finden würde, denn auf den Verpackungen steht ja auch drauf, was und woher es ist. Bei einem Döschen hat die Beamtin sogar einfach die Versiegelung aufgerissen.
Auf meine Frage hin hört die Beamtin plötzlich auf zu suchen und kommt aus unserem Van. Ohne uns dabei richtig anzugucken sagt sie mit fast weinerlicher Stimme: „No, you can go“ und geht. Genau können es wir es nicht erkennen, aber es sieht fast so aus, als hätte sie Tränen in den Augen. Wir sind unsicher wie das zu deuten ist. Vielleicht hat sie eine allergische Reaktion? Oder gerade einen Anschiss vom Chef bekommen? Auf jeden Fall hat sie gemerkt, dass es bei uns nichts zu holen gibt und scheint sehr enttäuscht zu sein. Unsere Pässe und meine Box liegen auf dem Beifahrersitz. Wir verstauen schnell alles, was die beiden achtlos aus unseren Schränken gezogen haben. Schnell weg hier, bevor sie es sich noch anders überlegen!
Diese Aktion nimmt uns noch mehr die Lust auf das Land und wir kommen schon wenige Minuten später am zweiten Grenzposten an. Dort werden wir gefragt, ob am ersten Grenzübergang alles in Ordnung war. Wir erzählen kurz was war und, dass wir ja nicht bis hierher gekommen wären, wenn sie was gefunden hätten... Wir werden noch gefragt, ob wir angehalten oder Zigaretten gekauft haben. Nein, keine Zigaretten gekauft, nur voll getankt. Okay, wir dürfen weiter. Kurz hinter der Grenze machen wir dann erstmal eine Pause.
Was für eine ätzende Aktion. Zum Glück haben sie die Durchsuchung gestoppt, sonst würden wir vermutlich morgen noch da stehen. Aber nun gut, wir wollen schnell vergessen, was eben passiert ist und fahren weiter. Während wir nach einem Stellplatz am Meer suchen wird es immer wärmer und ich bekomme immer mehr Lust irgendwo ins Wasser zu springen. Leider bleibt dieser Wunsch für mich heute zwar unerfüllt, aber dafür finden wir einen schönen Platz bei „Slano“ etwas oberhalb an einem Hang in den Büschen mit einer Palettencouch und einer hammermäßigen Aussicht aufs Meer. Hier lassen wir den Tag nun gemütlich ausklingen.
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